Definition
Unter ausleitenden Verfahren versteht man alternativmedizinische Methoden, die den Körper von gesundheitsschädlichen Stoffen befreien sollen. Zu diesen Verfahren gehören beispielsweise das Aschner-Verfahren und die Humoraltherapie. Der Vorgang, der der Ausleitung zugrunde liegt, wird Purgation (Reinigung) genannt.
Herkunft
Die Lehre von den zusammenwirkenden Säften (Humores), die die Körperfunktionen regeln, wurde in der Antike entwickelt. Noch im Mittelalter glaubten die Ärzte, dass internistische Erkrankungen durch eine Disharmonie und Verunreinigung dieser Säfte entstehen. Neben diese physischen Säften traten später die seelischen Säfte (Spiritus), die man oberhalb des Zwerchfells ansiedelte (Tränen, Speichel, Gehirnflüssigkeit).
Um eine Harmonisierung des Säftegleichgewichts zu erzielen, führte der Mediziner eine künstliche Ausscheidung von Stuhl, Urin, Blut, Schweiss und Wundsekret herbei. Ebenfalls aus der Antike stammt die Vorstellung, dass ein Säfteüberschuss durch Völlerei Ursache vieler Erkrankungen sei. Und dass diese nur zu heilen seien, indem man die überschüssigen Säfte reduziert. Paracelsus war der Ansicht, dass der Körper durch die Verdauungstätigkeit Schlacken ansammelt, die entfernt werden müssen.
Spätere Mediziner postulierten die Existenz von Stoffwechselabfällen, die wie Ofenschlacke regelmäßig entfernt werden müssten. Die dafür erforderliche Ausleitung geschah über die Darmbewegung, Harnausscheidung und die Wiederherstellung der natürlichen Darmflora und des Darm-Lymphsystems. Moderne Alternativmediziner sehen Umweltgifte und im Körper angesammelte Stoffwechselprodukte wie Glucose bei Diabetikern als Krankheitsursache an.
Grundlagen
Mithilfe der Ausleitung soll der Körper von Stoffen befreit werden, die die Gesundheit schädigen. Der Alternativmediziner wendet dazu innerlich und äusserlich wirkende Methoden an. Äusserliche Ausleitungsverfahren sind Blutegel, Schröpfen, Aderlass und Schwitzen. Der innerlichen Ausleitung dienen Heilfasten, pflanzliche Entwässerungsmittel, Abführmittel, Trinkkuren und die Colon-Hydrotherapie. Ausserdem zählt die Anregung der entgiftenden Organe Niere und Leber durch Heilpflanzen zu den Ausleitungstherapien. Das Ayurveda kennt sogar noch Ölgüsse, Nasenduschen, Einläufe und gezieltes Erbrechen.
Mit Ausleitungen behandelt der Heilpraktiker Schmerzen im Bereich des Stütz- und Bewegungsapparats, überschiessende Immunreaktionen, Abwehrschwäche, chronische Darm- und Hautentzündungen und Stoffwechselkrankheiten wie Gicht und Übergewicht. Auch die Anreicherung des Körpers mit Schwermetallen, das chronische Müdigkeitssyndrom und Kopfschmerzen lassen sich damit gut ursächlich behandeln. Leicht schmerzende Verfahren bewirken, dass chronische Schmerzen abklingen (Gegenregulation) und der Körper Endorphine ausschüttet. Reizende Verfahren (Schröpfen) regen den Lymphfluss an (Gewebeentwässerung). Verletzende Methoden aktivieren das träge Abwehrsystem. Schwitzen treibt Gifte und Abbauprodukte aus dem Körper.