Definition
Die Chirotherapie zählt zur Manuellen Medizin, weil der Chirotherapeut bei der Behandlung standardisierte Grifftechniken anwendet. Sie ist heute Bestandteil des Massnahmenkatalogs der physikalisch-rehabilitativen Medizin und der Orthopädie beziehungsweise Unfallchirurgie und kommt meist als Ergänzung der schulmedizinischen Behandlung zum Einsatz.
Herkunft
Die Anfänge der chirotherapeutischen Behandlung reichen bis in das ägyptische Altertum und die griechische Antike zurück. Zur Zeit des Hippokrates bezeichnete man die manuellen Behandlungen als Knochensetzen. Im Jahr 1895 machte der Heiler Daniel D. Palmer (1845 bis 1913) in Davenport, Iowa (USA) das medizinische Verfahren zur eigenständigen Therapieform. 1897 eröffnete er das erste Lehrinstitut, das heute die bekannteste Hochschule für Chirotherapeuten ist.
In der Folgezeit gelangte die Lehre nach Europa, wo sie von Medizinern und Physiotherapeuten aufgegriffen wurde und eine wissenschaftliche Basis erhielt. Damit läuteten sie die Geburtsstunde der modernen Manuellen Medizin ein. In den 1950er-Jahren entwickelten deutsche Ärzte unabhängig voneinander verschiedene Grifftechniken. Sie arbeiteten mit drei unterschiedlichen chirotherapeutischen Ansätzen, die sich heute angenähert haben.
Grundlagen
Im Unterschied zu Chiropraktikern sind Chirotherapeuten Allgemeinmediziner oder Fachärzte mit einer Zusatzausbildung im Bereich Manuelle Medizin. Die Therapieform beruht auf der Erkenntnis, dass Fehlhaltungen, Verspannungen, Blockierungen und Schmerzen im Bereich des Stütz- und Bewegungsapparats oft Folge eines gestörten Nerven-Muskel-Zusammenspiels sind. Behandlungsgrundlage ist das sogenannte HVLA-Konzept.
Der Chirotherapeut wendet Griffe an, die schnelle energiereiche Impulse an die betroffenen Muskeln oder Gelenke aussenden. Gleichzeitig bewegt er sie dabei leicht in eine freie Richtung (Manipulation). Neben Schmerzen nahe der Wirbelsäule, die früher Behandlungsschwerpunkt waren, lindert er heute sämtliche Beschwerden im Bereich des Stütz- und Bewegungsapparats. Er mobilisiert blockierte Gelenke mithilfe isometrischer Techniken.
Verhärtete Punkte sind oft Folge verkrampfter Muskeln und werden von ihm manuell entspannt, sodass die Schmerzen zurückgehen. Muss er zuerst die Schmerzen verursachende Blockierung ausfindig machen, testet er manuell verschiedene Referenzpunkte aus. Dabei helfen ihm bildgebende Verfahren wie Computertomografie und Röntgen. Überlastungen und Haltungsschäden behandelt der Chirotherapeut noch zusätzlich mit kräftigenden Massnahmen.
Ausserdem hat er es mitunter mit Fernwirkungen zu tun: Blockierte Sprunggelenke können beispielsweise Hüftschmerzen auslösen. Unbewegliche Halswirbel führen oft zu Kopfschmerzen und Schwindel. Operationen und Verletzungen hinterlassen in den Muskeln Anspannungsmuster, die er mit speziellen Handgriffen löst.