Definition
Bei der Elektrotherapie (Elektrostimulation) nutzt man unterschiedliche Arten von Strom zu Behandlungszwecken. Die Reizstromtherapie ist eine Form der Physikalischen Therapie und kommt im Rahmen physiotherapeutischer Behandlungen zum Einsatz. Die Therapie mit Strom lockert die Muskulatur, wirkt durchblutungssteigernd, stoffwechselaktivierend und schmerzlindernd und kann den Heilungsprozess unterstützen.
Herkunft
Die Elektrostimulation geht auf den medizinischen Einsatz elektromagnetischer Wechselfelder zurück. Sie wurde erstmals 1764 zur Durchblutungssteigerung eingesetzt. Einige Jahrzehnte später beschrieb der Pharmakologe Christoph Heinrich Ernst Bischoff die positive Wirkung der Elektrobehandlung auf Nervenerkrankungen.
Ende des 19. Jahrhunderts nutzte der junge Assistenzarzt Fritz Kaufmann das Verfahren zur Behandlung hysterischer Lähmungen. Heute gilt die Elektrostimulation als medizinisch bewährtes Verfahren, das sogar in der Anästhesiologie eingesetzt wird.
Grundlagen
Die Elektrostimulation basiert auf der Beobachtung, dass in den Körper geleiteter Strom bestimmte gesundheitsfördernde physiologische Reaktionen hervorruft. Der Physiotherapeut klebt dem Patienten zwei mit Kabeln verbundene Elektroden auf die Haut, über die Strom in den Körper fliesst. Die eine wird Wirkelektrode genannt, weil sie auf der zu behandelnden Stelle platziert wird.
Die andere, die man als Bezugselektrode bezeichnet, soll den Stromkreis schliessen. An welcher Stelle die Elektroden positioniert und wie sie gepolt werden, hängt vom gewählten Elektrotherapieverfahren ab. Je nach beabsichtigter Wirkung auf das Gewebe unterscheidet man die Verfahren Gleichstromtherapie (Galvanisation), Nieder-, Mittel- und Hochfrequenztherapie.
Reizt der Physiotherapeut die in den Gefässwänden befindlichen Nerven mithilfe von Gleichstrom, setzt der Körper gefässerweiternde Substanzen frei. Dadurch wird die Durchblutung von Haut und Muskeln um ein Vielfaches gesteigert. Die niederfrequente Elektrostimulation (bis 1000 Hz) aktiviert den Lymphfluss, fördert die Hautdurchblutung und bewirkt Muskelkontraktionen. Mithilfe der Mittelfrequenztherapie (Wechselströme zwischen 1 und 100 kHz) können der Muskelstoffwechsel und die sportliche Ausdauer verbessert werden.
Hochfrequenter Strom (über 100 kHz) erwärmt das Gewebe und lockert die verkrampfte Muskulatur. Infolge des beschleunigten Muskelstoffwechsels heilen Verletzungen schneller. Zur Elektrostimulation gehören ausserdem hydroelektrische Bäder, die Ultraschalltherapie und die Transkutane elektrische Stimulation (TENS). Letztere hat sich insbesondere bei der Behandlung von Patienten mit chronischen Schmerzen bewährt.
Die nahe der schmerzenden Stelle angebrachten Elektroden sorgen dafür, dass der Schmerzreiz nicht zum Rückenmark weitergeleitet wird. Die Elektrostimulation dient der Behandlung von Durchblutungsstörungen des Gewebes, Lähmungen, chronische Entzündungen, Myalgien und Muskel- und Gelenkschmerzen.