Definition
Fango ist ein Mineralschlamm aus Vulkanerde, der in der sogenannten Peloidtherapie (einem Teilgebiet der Balneologie) zum Einsatz kommt. Diese kann auch mit anderen Heilerden durchgeführt werden. Sie wirkt bei Rheuma, Osteoporose, Arthrose, Nervenentzündungen, Gicht, Verletzungen und Unfallfolgeerscheinungen. Nach orthopädischen Operationen dient sie der Rehabilitation.
Anwendung
Fangoschlamm kann organisch oder anorganisch sein. In der organischen Variante, die in Italien seit der Antike verbreitet ist, gehören zur Schlammpackung neben dem Fangoschlamm und Thermalwasser auch Algen und Mikroorganismen, die den Schlamm biologisch über 60 Tage reifen lassen.
In der anorganischen Variante (in Deutschland vorrangig im Einsatz) fehlen die organischen Bestandteile. Organische Fangopackungen gelingen in bestimmten Regionen mit heißen Thermalquellen besonders gut, so unter anderem im Euganeischen Becken Italiens, in welchem die Kurorte Abano, Galzignano Terme, Montegrotto und Battaglia für ihre Fangopackungen sehr berühmt sind.
Die anorganische Variante wirkt allein über die enthaltenen Mineralien im Fangoschlamm und über die Thermophysik. Dass Fangoschlamm aus vulkanischem Gestein gewonnen werden muss, ist eine seit 1916 in Deutschland verbreitete Auffassung, die mit der Entwicklung der Balneologie als übergeordnete Heilpraxis mit Schlammpackungen aufkam. Es ist zumindest in Italien auch üblich, weitere Ausgangsmaterialien zu verwenden. In Deutschland setzt man tatsächlich ausschließlich Vulkangestein vom Kaiserstuhl bei Freiburg und aus einer Region am Laacher See ein.
In Österreich kommt das Material aus dem Steirischen Vulkanland. Das gebrochene Gestein wird erhitzt und sehr fein gemahlen, dann mit Thermalwasser gemischt und teilweise mit Sole, Radon oder Schwefel angereichtert. Aus der Variante mit Schwefel entsteht das Schwefelberg-Bad.
Grundlagen
Der Therapeut mischt Gesteinspulver und Wasser zu Fangoschlamm, erhitzt diesen auf bis zu 50 °C und trägt ihn dann mit einer Dicke von drei Zentimetern auf den Körper auf, der anschließend in Leinentücher, Wolldecken oder Folie gehüllt wird. Die Packung wirkt 20 bis 40 Minuten.
Die Mineralstoffe aus dem Fango können in dieser Zeit im Gewebe ihre Wirkung entfalten. Die klassischen Indikationen in der deutschen Heilpraxis sind Bindegewebs- und Muskelrheumatismus, rheumatische Gelenkerkrankungen, Hexenschuss, Fibromyalgie, Ischialgie, Spasmen, Schulter-, Rücken- und Nackenschmerzen, Sehnenscheidenentzündung, Muskelverhärtung und -kater, Menstruationsbeschwerden, Neurodermitis und Ekzeme. Wirksam ist neben den Mineralien auch die hohe Temperatur des Schlamms.