Definition
Die Figurenspieltherapie ist psychotherapeutisch-pädagogisch orientiert. Therapeutische Hilfsmittel sind Puppen bzw. Figuren. Die Therapie stammt von der Schweizer Pädagogin Käthy Wüthrich, die sie Puppenspieltherapie nannte. Wüthrich studierte nach einer Ausbildung an einer Kunstgewerbeschule Pädagogik, war mehrere Jahre lang Puppenspielerin und stellte in dieser Zeit den therapeutischen Nutzen von Puppen fest.
Ihre Therapieform entwickelte sie gemeinsam mit dem Schweizer Psychologen Klaus Harter. Hierfür gründete sie 1990 im Kanton Nidwalden ihr Institut für Puppenspieltherapie. Ein 2006 gegründeter Verein schrieb das Ausbildungskonzept fort und nannte es „Figurenspieltherapie“, für die es in der Schweiz seit 2009 ein Diplom gibt.
Anwendung
Die spielerische Auseinandersetzung mit den Puppen leitet einen psychischen Aufarbeitungsprozess ein. Der Figurenspieltherapeut beobachtet und begleitet diesen Prozess mit gezielten Interventionen. Die jungen Klienten verstehen unter seiner Anleitung ihre Konfliktsituationen und finden hierfür Lösungsmöglichkeiten. Dass sich Kinder spielerisch mit Puppen ausdrücken, ist hinlänglich und seit Urgedenken erwiesen.
Die Therapie ist also durchaus wirksam. Durch das aktive, angeleitete Gestalten ihres Puppenspiels können sie nun Unbewusstes, Belastendes, Verdrängtes und Verschüttetes verarbeiten. Das hilft auch den Eltern, die gemeinsam mit ihren Kindern belastende Familienereignisse und unerwartete Probleme aufarbeiten können.
Allerdings findet die Therapie vorwiegend mit dem Kind und dem Therapeuten statt. Eltern kommen bestensfalls gelegentlich hinzu. Es sei dennoch angemerkt, dass nicht nur Jugendliche oder junge Erwachsene, sondern durchaus auch ältere Personen von der Therapieform profitieren könnten, wenn sie sich darauf einließen. Eltern und Großeltern, die im Alltag aktiv mit ihren Kindern und Enkeln spielen, wissen das.
Grundlagen
Die Therapie fußt auf der vom Freud-Schüler C. G. Jung konzipierten Entwicklungspsychologie. Jung ließ ganz nach Freud noch alle Konflikte verbal durchspielen und analysierte sie anschließend. Die Therapie mit Figuren nutzt dazu Handpuppen und weitere Requisiten. Diese stellen das therapeutisches Medium dar.
Den therapeutischen Prozess unterstützen zudem weitere kreative und spielerische Tätigkeiten, darunter Malen und Geschichten erzählen. Das ist sinnvoll, weil sich die Therapieform vorrangig an Kinder und Jugendliche wendet. Diese wählen Figuren aus, zu denen sie aktuell eine Beziehung haben.
Mit diesen spielen sie ihre eigene Geschichte nach. Das weckt elementare Gefühle wie Angst, Trauer, Wut oder Hilflosigkeit, aber auch Freude. Diese Gefühle hätte das Kind mit Worten nicht formulieren können.