Definition
Die Gestaltungstherapie (nicht: Gestalttherapie, dies ist ein anderes Verfahren) gehört zur Kunsttherapie und greift vor allem psychodynamische Prozesse auf. Gleichzeitig verfolgt sie im Rahmen der Kunsttherapie tiefenpsychologische Ansätze.
Damit unterscheidet sie das bildnerische Gestalten im Rahmen einer Therapie vom professionellen künstlerischen Schaffen.
Anwendung
Die Klienten arbeiten mit bildnerischen Materialien. Es wird auch gemalt, doch der Fokus liegt auf dem Gestalten von Figuren oder Dingen aus Holz, Ton, Stein, Lehm und weiteren Materialien. Farben kommen selbstverständlich auch zum Einsatz. Die Klienten dürfen vollkommen frei und kreativ gestalten, sollen aber keine besonders wertvollen Kunstwerke anstreben, sondern ihre Gefühle verarbeiten. Wenn dabei wertvolle Kunst entsteht, ist das ein Zufall.
Das Ziel besteht darin, Unbewusstes bildlich und vor allem dinglich darzustellen und damit Gefühle und psychodynamische Prozesse zu symbolisieren, danach zu bearbeiten und letztendlich zu integrieren. Während des Gestaltens nehmen die Klienten Unbewusstes wahr. Es drückt sich in ihren Werken aus. Diese reflektieren sie anschließend im Beisein und unter der Anleitung des Therapeuten. Auf diese Weise trägt die Therapie zur vertieften Selbsterfahrung bei.
Klienten berichten davon, dass sie sich selbst während der Therapie kennenlernen und gleichzeitig Geschehenes verarbeiten. Wie gut das gelingt, hängt auch von der Methode ab. Beim sogenannten Messpainting nach Gertraud Schottenloher etwa malen die Klienten spontan und dabei sehr kreativ innerhalb von zwei Minuten ein Bild. Dieses entsteht aus einer ungehemmten Bewegung.
Nach einem Dutzend Bilder taucht viel unbewusstes Material auf, das dann bearbeitet werden kann. Anschließend fühlen sich die Klienten befreit. Die Therapie kann in einer Gruppe durchgeführt werden. Dies ist das übliche Verfahren während einer stationären Psychotherapie. Die Gruppe kann ihre Bilder gegenseitig deuten. Diesen Ansatz führte Elisabeth Tomalin ein. Nach oben
Grundlagen
Das tiefenpsychologische Fundament dieser Therapieform basiert auf dem psychoanalytischen Modell des Freud-Schülers Jung sowie auf der Ich- und Objektbeziehungs-Theorie. Die immanente Psychodynamik beschreibt das Wirken innerseelischer Kräfte. Diese haben äußere und innere Auslöser.
Vor allem wegen der unvermeidlichen äußeren Auslöser (durch die Person nicht beeinflussbare Ereignisse) benötigen die Klienten einen inneren Raum, in welchem sich ihre seelischen Prozesse geschützt abspielen können. Das soll durch die künstlerische Gestaltung unterstützt werden.