Definition
Die Kunsttherapie bearbeitet psychische Spannungen mit Mitteln künstlerischer Ausdrucksformen. Im Fokus steht stark die bildende Kunst (Malerei, Plastiken, Fotografie), aber auch Musik, Theater oder Schriftstellerei. Die Patienten können unter therapeutischer Begleitung ihre Empfindungen wahrnehmen, ausdrücken und verarbeiten.
Anwendung
Die Ausübung der Therapie erfolgt im klinischen, heilpädagogischen oder soziokulturellen Kontext. Therapeuten arbeiten in Krankenhäusern, Einrichtungen der Behindertenhilfe, Schulen, Museen, Altenheimen, Gefängnissen, eigenen Praxen und Beratungsstellen. Auch im Teamcoaching sowie in der Supervision und Erwachsenenbildung lassen sich die betreffenden Therapieansätze anwenden.
In Europa ist die Therapie in der Gesundheitsversorgung unterschiedlich verankert. So gehört sie in Großbritannien als fester Bestandteil zur klinischen Arbeit. Dort sind mehr als die Hälfte der Therapeuten im staatlichen Gesundheitswesen tätig. In Deutschland und dem gesamten Dachgebiet betreiben sie eher eigene Praxen und suchen die anderen genannten Bereiche als Freiberufler auf. Seit den 2000er-Jahren steigt die Bedeutung auch hierzulande bei stationären und ambulanten Behandlungen sowie im akutmedizinischen, präventiven und rehabilitativen Bereich.
Erwiesen ist, dass Therapien mit künstlerischen Medien gleichermaßen der Krankheitsvorsorge wie der akuten Krankheitsbewältigung dienen und eine Rehabilitation nachhaltig fördern. In der deutschen Psychiatrie, Psychosomatik, Sozialpädiatrie, Neurologie und Geriatrie ist diese Therapieform bereits fest verankert.
Hier liegen dementsprechend ausgearbeitete Leitlinien vor, mit denen sich die Therapie in das Fallpauschalensystem integrieren lässt und damit über die Krankenkassen abrechenbar ist. Hilfreich sind die verschiedenen Therapievarianten bei der Bewältigung schwieriger Lebenssituationen und der Aufarbeitung von Traumata, die teilweise sehr lange zurückliegen können.
Grundlagen
Bei dieser Therapieform entsteht im Gegensatz zur sonstigen dualen Beziehung zwischen Therapeut und Patient eine Triade zwischen Therapeut, Patient und künstlerischem Medium. Es ergeben sich damit komplexe Interaktionskonstellationen. Die Kunstwerke erhalten mehrdimensionale Bedeutungen und gleichzeitig eine kommunikative Funktion.
Die wissenschaftliche Basis dieser Therapieform leitet sich wahlweise aus der Psychoanalytik (vorrangig nach C. G. Jung) oder aus der Anthroposophie ab. Allerdings sind bei den modernen Formen auch die Psychoneurologie, die Kognitionswissenschaft, die Phänomenologie, die Synergetik und die kognitive Verhaltenstherapie beteiligt.
Gleichzeitig haben sich spezielle Therapieformen herausgebildet, so etwa die Mal-, Musik- oder Gestaltungstherapie. Letztere bedeutet, dass plastisch gestaltet wird. Gestaltungstherapie ist daher nicht mit der Gestalttherapie zu verwechseln, die ein gesondertes Psychotherapieverfahren ist.