Definition
Als alternatives Behandlungsverfahren sind die neuraltherapeutischen Ansätze unter Schulmedizinern umstritten. Kritisiert werden vor allem die Risiken von Verletzungen, die durch unsachgemäß gesetzte Kanülen entstehen können. Es kann außerdem zu Allergien auf das injizierte Lokalanästhetikum kommen.
Zudem wird von der Schulmedizin das gesamte neuraltherapeutische Konzept für fragwürdig gehalten. Zu unterscheiden sind zwei neuraltherapeutische Therapieansätze: die Störfeldtherapie und die Segmenttherapie. Letztere setzt unmittelbar am Schmerzort an. Erstere strebt eine Fernwirkung durch Reizübermittlung an.
Als Verursacher von akuten oder chronischen Beschwerden gelten bei Neuraltherapeuten angenommene Störfelder. Der Befund eines potenziell ursächlichen Störfeldes ergibt sich aus der Anamnese.
Anwendung
Es geht bei neuraltherapeutischen Interventionen darum, durch das Injizieren eines Lokalanästhetikums Schmerzen und Blockaden zu lindern. Das kann zum einen durch Quaddeln rund um unauffällige Operationsnarben geschehen. Diese werden jedoch als Störfeld angesehen, das an anderen Stellen zu Beschwerden führt.
Zum anderen sollen Injektionen direkt am Schmerzort – zum Beispiel dem Ischiasnerv – Schmerzen stillen. Beide Beschwerdearten werden durch intradermale Injektionen mit Lokalanästhetika behandelt. Durch die Injektion unter die Haut erfolgt eine Quaddel-Bildung. Die 1925 entwickelte Neuraltherapie basiert auf Erkenntnissen zweier Ärzte. Einer von ihnen injizierte seiner erkrankten Schwester versehentlich Procain statt ein Procain-freies Medikament.
Daraufhin beobachtete er eine schlagartige Beschwerdelinderung. Die auf vermeintliche Störfelder bezogene Segmenttherapie war damit geboren. Neben Procain werden Lidocain, Prilocain oder Mepivacain als injizierbare Lokalanästhetika eingesetzt.
Grundlagen
Bei segmenttherapeutischen Interventionen werden die Hautquaddeln an vegetativen Ganglien gesetzt. Alternativ können die sogenannten “Headschen Zonen” angesprochen werden, die mit bestimmten Organen korrespondieren. Der gewünschte Effekt tritt dann durch Weitervermittlung des Reizes ein.
Das vegetative Nervensystem soll das schmerzende Segment positiv beeinflussen. Alternativ zu den Injektions-Quaddeln können auch Saugnäpfe, sogenannte Canthariden-Pflaster oder Senfwickel den Reiz setzen. Störfelder sollen auf chronische Entzündungen zurückgehen. Diese schwächen den Organismus auf energetischer Ebene. Das wiederum soll zu Beschwerden führen, die sich an anderen Orten manifestieren.
Oftmals werden Rachenmandeln, Zahnherde, verstopfte Nasennebenhöhlen, (Operations)-Narben oder die Schilddrüse als Störfelder identifiziert. Auch chronische Erkrankungen können durch Störfelder bedingt sein. Potenziell kann jeder Ort am Körper als Störfeld angesehen werden. Wird das Störfeld ausgeschaltet, schwinden auch die Symptome an anderen Stellen.