Definition
Die Grundlagen einer “Ordnungstherapie” gehen auf eine bestimmte Zeit zurück. Vertreter dieses Konzeptes waren unter anderem Max Bircher-Benner (1867-1939) und Sebastian Kneipp (1821-1897).
Anwendung
Dieser Therapieansatz schwingt als Grundlage von Kneipp-Therapien oder Ernährungs- und Gesundheitslehren von Bircher-Benner mit. Beide strebten eine gesund erhaltende Struktur der Lebensführung an. Wohldosierte Reizen und moderate Ernährung galten seinerzeit als gesundheitsförderlich.
Mittlerweile erleben wir die Negativ-Effekte täglicher Reizüberflutungen an der steigenden Zahl psychischer oder ernährungsbedingter Erkrankungen. Ein geordnetes, “sittsames” Leben erscheint kaum einem Menschen als erstrebenswert. Der ordnungstherapeutische Ansatz stellte die Frage, wie Menschen ihr Leben gestalten.
Dabei wurden die Bereiche Bewegung, Ernährung, Entspannung, soziale Einbindung, Selbstmanagement, Gesundheitsmanagement oder die individuelle Organisation der Tagesabläufe betrachtet. Die Ordnungstherapie will erkrankte Menschen bei der Etablierung eines gesundheitsförderlichen Lebensstils unterstützen.
Grundlagen
Viele Ratschläge über eine gesunde Lebensführung drehen sich auch heute um ordnungstherapeutische Inhalte. Das ordnungstherapeutische Konzept musste sich aber immer wieder neuen Forschungsergebnissen, effektiveren Behandlungsmethoden und dem jeweils herrschenden Zeitgeist anpassen. Die ordnungstherapeutischen Prinzipien sollen die Selbstordnung verbessern und die Selbstheilungskräfte stärken. Zu den Säulen ordnungstherapeutischer Ansätze gehören folgende Ratschläge:
- natürlicher Schlaf-Wach-Rhythmus
- viel Bewegung, möglichst an der frischen Luft
- geregelte Essenszeiten
- moderates Essverhalten
- aktive Lebensgestaltung
- eine ausgewogene Work-Life-Balance
- sowie verlässliche Sozialkontakte.
Ein “geordnetes” Leben ist auch heute gesund. Überall warten kulinarische Verlockungen, Erlebnis-Überflüsse, medialer Overkill oder Adrenalin-Kicks. Das moderne Leben entfernt die Menschen von dem, was als gesund gilt. Viele Menschen leben kaum noch gemäß ihrer natürlichen Bedürfnisse.
Sie stellen oft Selbstverwirklichung, Karrierestreben und materielle Besitztümer in den Mittelpunkt. Stresserkrankungen, Depressionen, Burn-out, ernährungsbedingte Zivilisationserkrankungen oder psychische Erkrankungen haben dramatische Ausmaße angenommen. Auch heute fließen ordnungstherapeutische Grundlagen in die Behandlung solcher Störungen und Erkrankungen ein. Bei Adipositas-Behandlungen oder klinischen Kneipp-Kuren schwingen ordnungstherapeutische Prinzipien begleitend mit. Sie gelten als heilungsbeschleunigend.
Die Patienten werden dazu angehalten, ihr Leben neu zu ordnen. Offensichtlich haben die bisherige Lebensführung und/oder die Ernährungs- und Arbeitsweise schädliche Folgen für die Gesundheit gehabt. Die Bedürfnisse von Körper, Seele und Geist wurden missachtet.