Definition
Die organisch-rhythmischen Bewegungen entstammen einer Schule des deutschen Pädagogen Hinrich Medau. Sie heißen daher fachsprachlich organisch-rythmische Bewegungsbildung nach Medau (Kürzel ORB Medau). Es ist eine ganzheitliche Bewegungsschule, die verschiedene Elemente integriert, so die Bewegungsbildung, den Haltungsaufbau, die Spannungsregulation, die Atemarbeit und die Musikgestaltung.
Herkunft
Hinrich Medau (1890 – 1974) hatte während seiner Lehrtätigkeit die Erfahrung gemacht, dass Musik und Bewegung beleben und das Lernen fördern. Er beschäftigte sich mit Rhythmik und Gymnastik, wobei er über die Jaques-Dalcroze-Rhythmik die Bode-Gymnastik entdeckte. Bei Dr. Rudolf Bode (1881 – 1970) in München absolvierte dann Medau eine Gymnastikausbildung, anschließend gründete er 1929 mit seiner Ehefrau Senta in Berlin eine Gymnastikschule.
Diese siedelte 1954 nach Coburg um. Aufbauend auf rhythmischer Gymnastik konnte das Ehepaar Medau seine eigene Bewegungsschule entwickeln, zu der als Neuerung auch Handgeräte wie Keulen, Bälle und Reifen gehörten. Die rhythmische Unterstützung kam vom Klavier. Der Atemarzt Ludwig Schmitt entwickelte mit den Medaus gemeinsam eine Organgymnastik. Außerdem finden sich Einflüsse der Psychotonik des Heilpraktikers Glaser.
Hierbei handelt es sich um eine besondere Form der Atemtherapie. Die Coburger Medau-Schule verknüpft heute Physiotherapie mit Gymnastik. Inhaber ist immer noch die Familie Medau (inzwischen in dritter Generation). In anderen europäischen Staaten gibt es Schulen, die das Konzept übernommen haben.
Grundlagen
Ziel der Behandlung ist die Förderung von Entwicklungs- und Selbstheilungskräften. Hierzu müssen Klienten den organisch-rhythmischen Gesetzen ihres Körpers folgen. Dafür baut der Therapeut den sogenannten Transsensus auf. Das ist die Fähigkeit, mit der Umwelt durch ein Über-sich-hinaus-Spüren in Kontakt zu gelangen.
Das erfolgt durch leichte, spielerische Bewegungen zu musikalischer Begleitung. Die Klienten erfahren damit den Kontext zwischen Bewegung (Rhythmik), Haltung, Spannung und Atmung. Indikationen für die Therapie sind:
- Kommunikations- und Wahrnehmungsschwierigkeiten
- Ängste und Stress
- Haltungs- und Bewegungsfehler
- Rhythmusstörungen
- Rückenschmerzen
- Gelenkerkrankungen
- Entwicklungsstörungen bei Kindern
- Nachbehandlung von Unfällen und Operationen
- Atemprobleme, Asthma
- Förderung von Tanz, Bewegung und Atmung
Organisch-rythmische Bewegungen sind auch am Meridiansystem ausgerichtet, weil dort Grundformen der Bewegungsentwicklung verankert sind. Patienten entwickeln eine immer differenzierte Wahrnehmung und überwinden kontraproduktive Bewegungs- und Verhaltensmuster.