Definition
Die Phytotherapie ist die Pflanzenheilkunde oder Kräutermedizin. Sie dürfte die erste von Menschen angewendete medizinische Therapie gewesen sein. Daher kennt man sie in allen Kulturen rund um den Globus.
Anwendung
Die Pflanzenheilkunde hat wie erwähnt eine uralte Tradition. Daher spielen Erfahrungswerte und überliefertes Wissen eine entscheidende Rolle. Die Tradition führt dazu, dass sogar Heilpflanzen mit erwiesenem Nutzen eingesetzt werden, deren Wirkung wissenschaftlich bislang nicht zu erklären ist.
Dennoch versucht die moderne Pflanzenheilkunde auf naturwissenschaftliche Weise die Dosis-Wirkung-Beziehung von Heilpflanzen zu ermitteln. Auch definiert sie ähnliche Krankheitsbilder, welche bestimmte Pflanzen heilen. In der Moderne haben Pflanzen trotz der zeitgenössischen Pharmazie nichts von ihrer Bedeutung für die Medizin verloren. Die WHO schätzt, dass 80 % der Weltbevölkerung Pflanzen in ihrer Ursprungsform und nur durch Extraktion, Aufguss oder Pulverisierung verarbeitet (siehe oben) zu Heilzwecken einsetzen.
Gerade für ärmere Bevölkerungsschichten, die sich pharmazeutisch hergestellte Medikamente kaum leisten können, sind Heilpflanzen enorm bedeutsam. In westlichen Ländern gewinnen sie seit einigen Jahrzehnten wieder an Zuspruch wegen der verbreiteten Skepsis gegenüber der Pharmaindustrie.
Rund ein Drittel der in Deutschland eingenommenen Arzneimittel sind rezeptfreie Phytopharmaka. Die Phytotherapie der Neuzeit war ab 1922 durch den französischen Arzt Henri Leclerc (1870 – 1955) begründet worden. Ab 1931 schuf der deutsche Arzt und Forscher Rudolf Fritz Weiss wissenschaftliche Grundlagen für die Pflanzenheilkunde.
Grundlagen
Die maßgebende Grundlage ist die Phytopharmakognosie (Heilpflanzenkunde). Sie beschreibt die Wirkung verschiedener Heilpflanzen. Pharmakologische und toxikologische Kenntnisse spielen ebenfalls eine Rolle, weshalb man die Pflanzenheilkunde übergeordnet zur pharmazeutischen Biologie zählt.
Ein wichtiges Teilgebiet ist die Taxonomie der Pflanzen, also ihre genaue Benennung und Einordnung in eine Familie, um Verwechslungen vorzubeugen. Manchmal sind sich zwei Pflanzen optisch sehr ähnlich, jedoch ist eine giftig, während die andere heilsam wirkt. Die Pflanzenheilkunde verwendet immer ganze Pflanzen oder auch ihre Teile wie die Blüten, Blätter, Rinden, Samen oder Wurzeln. Im Gegensatz zur Pharmazie setzt sie keine isolierten Einzelstoffe ein.
Die Pflanzen können frisch oder per Auskochung bzw. Aufguss angewendet werden. Es entstehen Tees, Säfte, Tinkturen, Extrakte, Pulver oder ätherische Öle. Dabei wirkt immer ein Stoffgemisch, weil es im verwendeten Pflanzenbestandteil mehrere wirksame Inhaltsstoffe gibt.