Definition
Dramatherapie nennt man die Verwendung von Theaterkonzepten für Therapiezwecke und zur Beratung von Klienten. Als kreative Therapie ist sie mit der Kunst-, Musik- und Tanztherapie verwandt. Sie kommt als eigenständige (geschützte) therapeutische Disziplin oder in ausgewählten psychosozialen Arbeitsfeldern zum Einsatz (Schulen, Beratungseinrichtungen, psychiatrischen Kliniken, Heimen).
Herkunft
Innerhalb der Drama-Therapie gibt es diverse Strömungen und dementsprechend viele Begründer. Ausserdem wird die dynamische Behandlungsform kontinuierlich weiterentwickelt. Zu ihren herausragenden Begründern gehören Robert Landy, Renée Emunah und David R. Johnson.
Sie setzten die Therapie erstmals in den 1970er-Jahren bei Patienten mit psychiatrischen Erkrankungen ein. Und entwickelten Therapieprogramme, die noch heute weltweit im klinischen Alltag eingesetzt werden. Auf diese drei Begründer geht auch eine detaillierte Geschichte der Drama-Therapie mit ihren einzelnen Entwicklungen zurück.
Grundlagen
Die Drama-Therapie beruht auf der Annahme, dass Menschen dramatische Lebewesen sind. Und eine natürliche Neigung haben, sich mit ihren Gedanken und Gefühlen spielerisch in Szene zu setzen. Die experimentelle kreative Therapieform integriert Emotionen, Wahrnehmungen, innere Haltungen und aktives Handeln.
Sie verfügt allerdings über kein allgemeingültiges therapeutisches Konzept. Alle Ansätze unterscheiden zwischen der Alltagswirklichkeit und der dramatischen Realität. Letztere ist eine Welt, in der die Imagination und das Symbolhafte vorherrschen. Die dramatische Realität spielt sich auf der Bühne und im kindlichen Spiel ab.
So wie kleine Kinder beim Spielen in Rollen ihrer Wahl schlüpfen, erfinden Klienten ihre eigenen Geschichten, üben bestimmte Rituale aus und spielen Theater. Im Gegensatz zum normalen Klient-Therapeut-Gespräch, das in der Alltagsrealität stattfindet, löst die Drama-Therapie über das spielerische Agieren auf der symbolischen Ebene Verhaltensänderungen aus. Sie sind das eigentliche Ziel der therapeutischen Arbeit.
Das Ausprobieren neuer Rollen und Überschreiten der eigenen Grenzen kann verborgene Fähigkeiten bewusst machen und ungeahnte kreative Problemlösungen hervorbringen. Robert Landy beispielsweise entwickelte einen Rollenbaukasten. Er hilft dem Patienten, seine Wunschrolle aufzubauen. Sie hat einen Namen, bestimmte Charaktereigenschaften, ein spezifisches Verhalten und eine Körperlichkeit.
Der Patient kann die Rolle nach Bedarf wechseln. So lernt er unterschiedliche Perspektiven kennen. Und adaptiert dabei die neuen Erfahrungen und unbekannten Sichtweisen. Der Therapeut wiederum erkennt bei ihm verborgene Emotionen und Persönlichkeitseigenschaften. Und kann den Patienten im Rollenspiel damit konfrontieren. Die selbst entwickelte Rolle bietet ausserdem die Möglichkeit, dem Patienten den Unterschied zu seinem früheren Verhalten bewusst zu machen.