Definition
“Bewegung im Gleichmaß”, “schöne Bewegung”, aber auch “richtige Bewegung” – so etwa lässt sich das aus dem Griechischen stammende Wort “Eurythmie” übersetzen. In dem Begriff stecken die griechischen Wörter “eu” für “gut” und “rhythmos” für “richtiges Verhältnis, Ebenmaß”.
Dahinter verbirgt sich eine anthroposophische Bewegungskunst, die mit Sprache, Gebärden und Bewegung arbeitet und die von Rudolf Steiner ab 1912 begründet wurde. Aus den Bewegungsformen dieser künstlerischen Eurythmie entwickelte Rudolf Steiner dann gemeinsam mit Marie von Sievers und Ita Wegman vor etwa 100 Jahren die Heileurythmie als Therapieform der anthroposophischen Medizin.
Anwendung
Die Anthroposophische Medizin möchte die bestehende Schulmedizin erweitern, indem sie neben der naturwissenschaftlichen Sicht die seelisch-geistige Ebene des Menschen in der Behandlung berücksichtigt. Der Grundgedanke ist, dass ein harmonischer Körper keine Krankheiten entwickeln könne. Oder wenn sich eine Krankheit ausgepräge, könne diese durch eine gezielte Harmonisierung geheilt werden.
Grundlagen
Heileurythmie begreift eine Erkrankung als Störung der leiblichen, seelischen und geistigen Ebenen des Menschen – gezielte Bewegungen sollen diese gestörten Ebenen wieder in ein harmosches Gleichgewicht bringen. Dabei arbeitet sie mit Sprache, Gebärden und Musik, die in eine übergreifende Bewegung umgesetzt werden. Grundelemente sind die in Bewegung umgesetzten Laute der Sprache – jedem Vokal und jedem Konsonanten sind jeweils eigene Gesten und Gebärden zugeordnet.
Die Auswahl der Laute und Gebärden erfolgt gezielt gemäß der ärztlichen Diagnose. Die heileurythmischen Bewegungen sollen von außen nach innen wirken und direkt auf Organe und Organsysteme Einfluss nehmen. Die Therapieform wird sowohl bei akuten und chronischen Erkrankungen als auch zur gesundheitsfördernden Vorbeugung und Nachsorge angewandt. Heileurythmie wird in verschiedenen Einrichtungen wie Praxen, Kliniken oder Schulen mit entsprechender anthroposophischer Ausrichtung eingesetzt.
Eine spezifische Wirksamkeit dieser Bewegungstherapie konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Trotzdem wird sie als eine sinnvolle Ergänzung im Rahmen einer ganzheitlichen medizinischen Behandlung angesehen. Heileurythmie-Therapeuten durchlaufen eine mehrjährige Berufsausbildung an Eurythmieschulen oder absolvieren eine Hochschulausbildung. Manche Krankenkassen übernehmen die Kosten dafür.